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Im Sommer, wenn möglich, fahren wir an die Ostsee. Kilometerlange Sandstrände. Paradies für ausgedehnte Spaziergänge. Nächtigen tun wir im teuersten Hotel. Da kostet alles mehr. Die Beauty-Behandlung ebenso wie der Drink an der Bar. Aber wir lieben es und kommen jedes Jahr wieder. Dieses Jahr erstmals mit Hund.

Mein Mann kommt aus der ehemaligen DDR. Nacktbaden bedeutet für ihn subversive Freiheit. Ich akzeptiere das, obwohl der Anblick nackter Massen (meistens ältere, eher füllige und von der Sonne gegerbt-verbrannte Menschen) mein ästhetisches Auge erschrecken lassen. Trotzdem kann ich die Tage mit ihm am FKK-Strand mittlerweilen geniessen: Das wilde Schwimmen im Wasser tut gut. Und für den Blick beim Liegen haben wir uns eine Stoffwand besorgt. Windschutz heisst das hier.

Aber diese Saison haben wir ein Problem. Der Riesenstrand ist in verschiedene Abschnitte geteilt. Für Hund, textil oder eben nackt. Und seit Anfang Jahr haben wir einen solchen: Hund. Er heisst Frisbee und ist zottelig und bunt. Einer zum Mögen, einer, bei dem ich ängstlichen Menschen zurufe: "Der macht nichts".

Wir wollen an den Strand. Beim Nacktstrand sind Hunde verboten, beim Hundestrand das Nacktsein. Was machen wir nur? Mein Mann nimmt das locker. Lachend meint er: "Houston, wir haben ein Problem.", schnappt sich die Leine und spaziert zum Jagdschloss Granitz.

von Aurelia Becker (Kommentare: 0)
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Perché non ti metti il vestito bianco? Zwischen den beiden Schwestern entwickelte sich dieser Satz zu einem Running Gag. Jedes Mal, wenn die eine etwas Weisses trug, schmetterte die andere in höllischem Tempo der anderen ins Ohr: Perché non ti metti il vestito bianco? Das war einziges Ergebnis einer zweijährigen Bemühung vaterseits, seinen Töchtern das Italienisch näherzubringen. An Fatmas zehntem Geburtstag stellte der Vater fest, dass sich Sprache nicht genetisch weitergeben lässt und handelte: Ab sofort sollten seine Töchter am schulfreien Nachmittag in den vom Pro Ticino organisierten Italienischkurs. Der Kurs half den Tessinerkindern in der Deutschschweiz, das Italienisch nicht nur zu sprechen, sondern auch zu schreiben.

 

von Aurelia Becker (Kommentare: 0)
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Ich bin kein Typ fürs Tote. Mein selbstgewähltes Stofftier war das Hässlichste und sein Name platt. Ich weiss bis heute nicht, weshalb ich es Goldie nannte. Den harten Hamster fand ich in einem Weihnachtskatalog des Franz-Karl-Weber. Mit meinem Meerschweinchen war ich kreativer. Es reagierte auf den Namen Patapuf - französisch für Kartoffelbrei. Eine Klassenkameradin kam aus Französisch-Belgien.

 

von Aurelia Becker (Kommentare: 0)
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Füsse gehören zu den vernachlässigsten menschlichen Körperteilen. Ob ein Mensch schön ist, hängt selten von seinen Füssen ab. Meine Füsse sind schön. Rote Höcker auf den Zehen, platt und sehr lang.

 Haben alle Menschen eine Beziehung zu ihren Füssen?

von Aurelia Becker (Kommentare: 0)
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Ich bin kein Tiermensch. Ich mag Katzen, Kühe und vielleicht noch Hirsche. Katzen lösen bei mir eine Allergie aus, für Kühe habe ich keinen Platz und Hirsche essen ich lieber. Vor vielen Jahren bekam ich einen lebensgrossen Pinguin. Er schaut schnuckelig und ich setzte davor eine Kerze. Bis heute steht er in meinem Flur und ich mag ihn. Er begrüsst mich morgens und lächelt am Abend. Auch andere Tiere fanden Eingang in meine Wohnung: Hirschgeweihe, Gaudi-Stiere und Plastikfische.

von Aurelia Becker (Kommentare: 0)
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